
Teamrollen nach Belbin

Was macht ein starkes Team wirklich aus? Der Schlüssel liegt oft in der richtigen Mischung der Persönlichkeiten. Das Belbin-Modell hilft dir dabei, genau diese Mischung zu erkennen - und bewusst zu nutzen. Es zeigt auf praktische Weise, wie du Teams so zusammenstellst, dass ihre Stärken richtig zur Geltung kommen und Schwächen sich gegenseitig ausgleichen. Hier erfährst du, wie das Modell funktioniert, welche Rollen es gibt und wie du es direkt in deinem Teamalltag einsetzen kannst — inklusive nützlicher Praxistipps!
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Key Facts zu den Belbin Teamrollen
- Die Teamrollen nach Belbin umfassen 9 verschiedene Rollen, die in 3 Kategorien unterteilt sind: handlungsorientiert, kommunikationsorientiert und wissensorientiert.
- Entwickelt wurde das Modell von Dr. Meredith Belbin nach jahrelanger Forschung am Henley Management College. Bis heute gehört es zu den bekanntesten Methoden, um Teams besser zu verstehen.
- Belbin sieht Teamrollen als flexible Verhaltensmuster, die je nach Situation variieren können.
- Studien zeigen: Teams, in denen die Rollen klar verteilt sind, arbeiten schneller, effizienter und erzielen bessere Ergebnisse.
Was ist das Modell der Teamrollen nach Belbin?
Teams funktionieren dann am besten, wenn die individuellen Stärken der Mitglieder gezielt eingesetzt werden — nicht zufällig. Das Modell von Dr. Meredith Belbin bietet dir genau dafür eine praktische Orientierung. Es geht nicht um die klassische Jobbeschreibung oder den Titel, sondern darum, wie Menschen sich im Team verhalten und einbringen. Dieser Blickwinkel hilft dir, neue Teams von Anfang an ausgewogen aufzustellen oder bestehende Teams spürbar zu verbessern.
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Was meint Belbin mit "Teamrollen"?
Belbin beschreibt Teamrollen als das, was du von außen beobachten kannst: Verhaltensmuster im Team, unabhängig von Fachwissen oder offizieller Position. Damit du den Unterschied besser verstehst, werden drei Begriffe klar voneinander getrennt:
- Teamrollen: Das Verhalten, das du im Team zeigst.
- Persönlichkeit: Deine stabilen Eigenschaften, die auch außerhalb der Arbeit wirken, z.B. ob du extrovertiert oder gewissenhaft bist.
- Position im Projekt: Deine formelle Rolle, z.B. als Projektleiter:in oder Entwickler:in.
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Eine Person kann also z.B. Projektleiter:in sein, dabei die Rolle des Koordinators einnehmen und eine extrovertierte Persönlichkeit haben.
Belbin unterscheidet insgesamt neun Rollen, die sich in drei Gruppen aufteilen: handlungs-,kommunikations- und wissensorientiert. Wenn in einem Team Stärken und Schwächen gut aufeinander abgestimmt sind, entsteht echte Team-Power. Ganz nach dem Motto: Nobody is perfect, but a team can be.
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Die 9 Teamrollen nach Belbin
Handlungsorientierte Teamrollen‍
Macher (Shaper)
Der Macher ist oft das dynamische Energiezentrum im Team, fokussiert auf das Endergebnis. Er liebt Herausforderungen, treibt mutig voran und scheut für Resultate auch unkonventionelle Wege – etablierte Prozesse sind ihm dabei weniger wichtig. Du erkennst ihn an seiner Entschlossenheit und seinem Willen, Ergebnisse zu sehen. Stockt ein Projekt, gibt er oft den entscheidenden Impuls und überwindet Hindernisse. Seine direkte, fordernde Art ist ein starker Antrieb, kann aber weniger wettbewerbsorientierte oder harmoniebedürftige Teammitglieder heraus- oder überfordern.
- Sein Beitrag zum Teamerfolg: Sorgt für Dynamik, überwindet Widerstände und hält den Fokus klar auf den Zielen – das „Was“ zählt für ihn mehr als das „Wie“.
- Typische Stärken: Stark ergebnisorientiert, entschlossen, durchsetzungsstark, arbeitet gut unter Druck, motivierend und anpackend.
- Schwächen: Kann ungeduldig, provokativ oder konfrontativ wirken; sein hoher Anspruch und seine Direktheit können andere überfordern, besonders bei stagnierendem Fortschritt.
Umsetzer (Implementer)
Der Umsetzer ist das pragmatische Rückgrat vieler Teams. Er wandelt Pläne diszipliniert in konkrete Aufgaben um und sorgt für deren zuverlässige Erledigung. Du erkennst ihn an seiner methodischen, organisierten Art und seinem Sinn für das praktisch Machbare. Er ist seltener der Ideengeber, sondern glänzt darin, die Visionen anderer Realität werden zu lassen. Dabei schätzt er klare Strukturen und bewährte Prozesse, handelt eher konservativ sowie risikobewusst und sichert so effizientes Vorgehen.
Seine Stärke ist es, abstrakte Konzepte in systematische Pläne zu verwandeln und diese ausdauernd zu verfolgen. Er ist unverzichtbar, um Projekte geordnet zum Abschluss zu bringen.
- Sein Beitrag zum Teamerfolg: Verwandelt Visionen in Aktionen, schafft funktionierende Systeme und sichert eine disziplinierte, verlässliche Umsetzung.
- Typische Stärken: Organisiert, pflichtbewusst, diszipliniert, praktisch veranlagt, loyal gegenüber Teamzielen und sehr zuverlässig.
- Schwächen: Reagiert manchmal unflexibel auf neue Ideen oder plötzliche Veränderungen, da er Stabilität bevorzugt; hält sich mitunter stark an bestehenden Regeln fest.
Perfektionist (Completer Finisher)
Der Perfektionist ist der qualitätsbewusste Wächter im Team, der Aufgaben nach höchsten Standards zum Abschluss bringt. Du erkennst ihn an seinem ausgeprägten Blick für Details und seinem Streben nach Genauigkeit; er spürt auch kleinste Fehler auf, bevor Ergebnisse das Team verlassen. Sein hoher Qualitätsanspruch ist ein unschätzbarer Beitrag, kann aber auf Teammitglieder manchmal als überkritisch oder fordernd wirken, besonders wenn Schnelligkeit wichtiger als absolute Perfektion ist.
Seine Gewissenhaftigkeit und sein Engagement für ein exzellentes Endergebnis sind seine wahre Stärke. Er bewahrt die Teamarbeit vor Flüchtigkeitsfehlern und sorgt dafür, dass das Endprodukt wirklich überzeugt.
- Sein Beitrag zum Teamerfolg: Stellt höchste Qualitätsstandards sicher, identifiziert Fehler sowie Ungenauigkeiten und gewährleistet einen fehlerfreien, sorgfältigen Abschluss.
- Typische Stärken: Äußerst sorgfältig, genau, gewissenhaft, stark qualitätsorientiert und sehr gründlich im Detail.
- Schwächen: Neigt dazu, sich in Details zu verlieren; sein Perfektionsanspruch macht ihn oft überkritisch (sich selbst und anderen gegenüber) und er hat manchmal Mühe, Aufgaben rechtzeitig loszulassen.
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Kommunikationsorientierte Rollen
‍Koordinator (Coordinator)
Der Koordinator ist oft die umsichtige, als „Teamkleber“ wirkende Führungspersönlichkeit, die den Überblick behält und die Stärken aller Mitglieder erkennt und gezielt einsetzt. Du erkennst ihn an seiner Fähigkeit, Ziele zu klären und Aufgaben so zu delegieren, dass sich jede:r optimal einbringen kann. Im Gegensatz zum fordernden Macher lenkt er mit Klarheit und Vertrauen. Er fungiert als Knotenpunkt im Teamgefüge, fördert die Zusammenarbeit und sorgt dafür, dass individuelle Beiträge auf übergeordnete Ziele ausgerichtet bleiben und Entscheidungen gemeinsam getragen werden.
Für das Team ist er wertvoll, da er eine Atmosphäre schafft, in der sich Potenziale entfalten und alle effektiv an einem Strang ziehen.
- Sein Beitrag zum Teamerfolg: Stärkt Teamfokus und Zusammenarbeit, klärt Ziele, delegiert effektiv und fördert konsensorientierte Entscheidungen.
- Typische Stärken: Zielorientiert, selbstsicher, vertrauensvoll, fördert Partizipation, erkennt und nutzt die Stärken anderer, Integrationsfigur.
- Schwächen: Kann kontrollierend oder übermäßig delegierend wirken, wenn er selbst wenig ausführt; neigt mitunter zur Selbstgefälligkeit.
Teamarbeiter (Teamworker)
Der Teamarbeiter ist das soziale Herz und der Kitt des Teams. Seine Hauptmotivation: Ein harmonisches Miteinander, in dem sich alle Mitglieder wohlfühlen. Du erkennst ihn an seiner einfühlsamen, diplomatischen Art; er spürt Stimmungen im Team und wirkt ausgleichend. Er hört zu, steht Kolleg:innen helfend zur Seite und entschärft Reibungspunkte. Anders als der führende Koordinator oder der chancensuchende Wegbereiter, fokussiert er primär nach innen: Er pflegt den Zusammenhalt und begleitet, statt aktiv zu lenken oder neue Ideen zu treiben. Seine Präsenz fördert ein positives Arbeitsklima.
Für das Team ist er oft unersetzlich: Er stärkt das "Wir-Gefühl", pflegt Beziehungen und schafft eine Vertrauensbasis für offene Kommunikation und gegenseitige Hilfestellung – grundlegend für nachhaltige Teamleistung.
- Sein Beitrag zum Teamerfolg: Verbessert Kommunikation & Arbeitsklima, fördert Harmonie und wirkt als sozialer Puffer bei Spannungen.
- Typische Stärken: Empathisch, kooperativ, diplomatisch, aufmerksam für Bedürfnisse anderer, anpassungsfähig, guter Zuhörer.
- Schwächen: Ist konfliktscheu, meidet schwierige Entscheidungen zur Harmonieerhaltung; wirkt in Krisen oft zögerlich.
Wegbereiter (Resource Investigator)
Der Wegbereiter ist der neugierige Entdecker und Netzwerker des Teams. Mit offener, enthusiastischer Art knüpft er externe Kontakte und spürt wertvolle Chancen, Ideen oder Ressourcen auf. Du erkennst ihn daran, dass er gern über den Tellerrand blickt und sich schnell für Neues begeistert. Anders als der antreibende Macher oder der strukturierende Koordinator agiert der Wegbereiter explorativ: Er bringt frische Impulse ein, ohne primär selbst zu steuern oder die Umsetzung zu verantworten.
Seine Stärke ist es, als Brückenbauer zur Außenwelt zu fungieren und dem Team Zugang zu wichtigen Informationen und Trends zu verschaffen, um so innovative Ansätze zu fördern.
- Sein Beitrag zum Teamerfolg: Liefert externe Ideen, Ressourcen und Chancen, baut Netzwerke auf und fördert Innovationskraft durch Impulse von außen.
- Typische Stärken: Kontaktfreudig, enthusiastisch, neugierig, aufgeschlossen für Neues und geschickt im Netzwerken.
- Schwächen: Kann anfängliche Begeisterung rasch verlieren, wenn Routine einkehrt; verliert bei neuen, reizvollen Möglichkeiten leicht den Fokus auf begonnene Aufgaben.
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Wissensorientierte Rolle
Neuerer (Plant)
Der Neuerer ist der kreative Ideengenerator im Team. Oft etwas introvertiert und unkonventionell, liefert er originelle Ansätze für komplexe Probleme. Du erkennst ihn daran, dass er gern etablierte Annahmen hinterfragt und mit visionären Ideen aufwartet. Er arbeitet oft für sich, um seine Gedanken ungestört zu entwickeln, bevor er sie – manchmal auf seine eigene, nicht immer sofort nachvollziehbare Weise – teilt. Während der Wegbereiter externe Impulse aufgreift, schöpft der Neuerer seine Ideen vor allem aus originärem, unabhängigem Denken.
Sein Einfallsreichtum ist unschätzbar, um festgefahrene Situationen aufzubrechen oder zukunftsweisende Entwicklungen anzustoßen. Er ist die kreative Saat für Neues – daher der Name „Plant“.
- Sein Beitrag zum Teamerfolg: Generiert originelle, oft bahnbrechende Ideen, fördert echte Innovation und stellt Denkweisen konstruktiv infrage.
- Typische Stärken: Außerordentlich kreativ, ideenreich, denkt innovativ, unkonventionell und ist oft visionär.
- Schwächen: Kommuniziert Ideen manchmal schwer verständlich oder wenig praxisnah; achtet weniger auf Details/Umsetzbarkeit, kann Kritik an "Geistesblitzen" persönlich nehmen.
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Beobachter (Monitor Evaluator)
Der Beobachter ist der strategische, oft nüchterne Denker im Team, der Optionen objektiv bewertet und Ideen auf Machbarkeit prüft. Du erkennst ihn an seiner sorgfältigen Analyse und dem Abwägen aller Vor- und Nachteile vor Entscheidungen. Anders als der visionäre Neuerer oder der strukturierende Koordinator, liefert er eine kühle, analytische Perspektive. Er prüft Vorschläge kritisch, um den besten Weg zu sichern und Euphorie durch rationale Klarheit auszugleichen.
Sein scharfes Urteilsvermögen lässt ihn Risiken oder Denkfehler frühzeitig erkennen. Für Teams ist er unverzichtbar, um vorschnelle Entscheidungen zu vermeiden und eine solide Basis für Erfolg zu schaffen. Er bringt den nötigen Realismus und strategische Weitsicht ein.
- Sein Beitrag zum Teamerfolg: Analysiert Optionen kritisch-objektiv, trifft fundierte Urteile, unterstĂĽtzt strategisch kluge Team-Entscheidungen.
- Typische Stärken: Analytisch, objektiv, strategisch denkend, kritisch-konstruktiv, urteilsfähig.
- Schwächen: Wirkt durch kritische, distanzierte Art oft reserviert oder wenig mitreißend; analysiert teils zu lange, zögert Entscheidungen hinaus.
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Spezialist (Specialist)
Der Spezialist ist die engagierte Fachkraft im Team, die mit ihrem tiefen und oft einzigartigen Wissen in einem bestimmten Bereich glänzt. Du erkennst ihn daran, dass er sich leidenschaftlich für sein Spezialgebiet einsetzt, stets auf dem neuesten Stand ist und dem Team unentbehrliche Expertise sowie technische Fähigkeiten liefert. Er ist stolz auf sein Fachwissen und teilt es gerne, wenn es um die Lösung spezifischer Probleme geht, die genau seine Kompetenz erfordern. Ohne ihn würden dem Team oft entscheidende Einblicke oder Fähigkeiten fehlen.
Seine Konzentration auf ein eng umrissenes Fachgebiet macht ihn zur Anlaufstelle für spezifische Fragestellungen und sichert die fachliche Qualität in seinem Bereich. Für das Team ist er ein wertvoller Wissensanker, der für fundierte Entscheidungen und professionelle Standards sorgt.
- Sein Beitrag zum Teamerfolg: Liefert essenzielles Fachwissen und spezielle Fähigkeiten, berät das Team in seinem Spezialgebiet und sichert hohe fachliche Standards.
- Typische Stärken: Sehr kenntnisreich im eigenen Fachgebiet, engagiert, selbstständig und fokussiert auf seinen Kompetenzbereich.
- Schwächen: Tendiert dazu, sich ausschließlich auf sein Spezialthema zu konzentrieren und zeigt manchmal wenig Interesse an übergreifenden Zusammenhängen oder anderen Fachgebieten; kann den Blick für das große Ganze verlieren.
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Was bringt dir eine Teamzusammensetzung nach Belbin?
Die Forschung von Belbin hat klar gezeigt: Teams, die bewusst auf verschiedene Rollen setzen, erzielen bessere Ergebnisse. Wenn jede:r die eigenen Stärken und Schwächen kennt — und auch die der anderen — klappt die Zusammenarbeit deutlich besser. So kannst du von Anfang an ein Team zusammenstellen, das stabil, kreativ und effizient arbeitet.

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Wie erkenne ich meine Rolle und die im Team?
Um deine Belbin Teamrolle und die deiner Kolleg:innen zu erkennen, kombinierst du am besten Selbstreflexion mit der Beobachtung von Verhaltensweisen und dem Einholen von Feedback. Spezifische Selbstwahrnehmungstests können dabei erste wertvolle Impulse geben. Wichtig ist bei alledem: Verstehe Teamrollen als bevorzugte Verhaltensweisen und nicht als starre Etiketten.
So findest du deine Teamrollen (und die im Team) heraus:
- Mache dich mit den 9 Belbin-Rollen vertraut: Verstehe die typischen Stärken und Verhaltensweisen jeder Rolle (wie in unseren detaillierten Beschreibungen erläutert).
- Reflektiere dein eigenes Verhalten in Teams:
- Analysiere deine Rolle und Beiträge in früheren Projekten: Welche Aufgaben haben dir besonders gelegen? In welchen Situationen hast du dich als besonders wirksam erlebt?
- Beobachte dich selbst im Arbeitsalltag: Welche Aufgaben ĂĽbernimmst du gerne und initiativ? Wie agierst du typischerweise unter Druck oder bei Meinungsverschiedenheiten?
- Nutze Selbstwahrnehmungstests als Anregung:
- Es gibt den offiziellen, kostenpflichtigen Belbin-Selbstwahrnehmungstest (Belbin SPI).
- Auch frei verfügbare Online-Fragebögen, wie beispielsweise dieser unter https://nikku.github.io/belbin/, können erste Anhaltspunkte bieten. (Erinnere dich: Solche Ergebnisse sind wertvolle Impulse für deine Selbstreflexion, keine endgültigen Diagnosen.)
- Beobachte Verhaltensweisen im Team aufmerksam:
- Achte auf typische Beiträge: Wer ergreift Initiative, wer prüft Details sorgfältig, wer bringt unkonventionelle Ideen ein, wer schafft Struktur, wer vermittelt bei Spannungen, wer treibt Entscheidungen voran?
- Analysiere die Kommunikationsstile und bevorzugten Aufgaben deiner Kolleg:innen.
- Fördere einen wertschätzenden Austausch im Team:
- Sprecht im Team offen über individuelle Stärken, Beiträge und Arbeitsweisen (nicht über Persönlichkeiten!).
- Das Belbin-Modell kann als gemeinsame Sprache dienen, um Synergien und Potenziale zu erkennen – z.B. in einem Setting Milestones Teamcoaching.
- Hole externes Feedback ein (360°-Blick): Frage Kolleg:innen, Vorgesetzte oder auch Kund:innen nach ihrer Wahrnehmung deiner typischen Beiträge und Stärken im Teamkontext.
- Analysiere und interpretiere die Erkenntnisse: Führe Selbstwahrnehmung, Testergebnisse (falls vorhanden) und das Feedback anderer zusammen, um ein umfassenderes Bild eurer Rollenpräferenzen im Team zu gewinnen.
Praxistipp: Dynamisch und wertschätzend bleiben
Teamrollen sind nicht in Stein gemeißelt. Menschen entwickeln sich, und auch die Anforderungen an ein Team können sich ändern. Nutze dieses Wissen als flexibles Werkzeug, um die Vielfalt im Team als echte Stärke zu begreifen und die Zusammenarbeit kontinuierlich so zu gestalten, dass jede:r seine Potenziale bestmöglich einbringen kann.
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Wie kannst du die Teamrollen nach Belbin praktisch nutzen?
Du kannst das Rollenmodell nach Belbin in unterschiedlichen Kontexten nutzen: Beim Aufbau neuer Teams, zur Rollenklärung in bestehenden Teams und für die zielgerichtete Weiterentwicklung eurer Zusammenarbeit.
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Beim Aufbau neuer Teams
Ein ausgewogenes Team ist der erste Schritt zu erfolgreicher Zusammenarbeit. Das Belbin-Modell hilft dir, schon frĂĽh die richtigen Verhaltensmuster fĂĽr eine Aufgabe zu erkennen.
- Rollen passend zur Aufgabe festlegen: Überlege schon in der Planungsphase, welche Stärken für das Projekt wichtig sind. Es müssen nicht immer alle neun Rollen vertreten sein — entscheidend ist, dass Kreativität, Umsetzung und Reflexion im Gleichgewicht stehen.
- Teams nach Rollenprofilen zusammenstellen: Neben den fachlichen Qualifikationen solltest du auch auf die Teamrollen der Kandidat:innen achten. So kannst du Teams zusammenstellen, die sich optimal ergänzen.
- Transparenz durch Rollenklarheit schaffen: Besprecht die Rollen im Team offen, zum Beispiel in einem Kick-off-Workshop. Das schafft Vertrauen, vermeidet Missverständnisse und sorgt für ein stabiles Fundament der Zusammenarbeit.
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In bestehenden Teams
Auch eingespielte Teams profitieren von der Reflexion ihrer Rollen — besonders wenn es hakt oder sich Veränderungen ankündigen.
- Mit Rollenklärung die Zusammenarbeit verbessern: Wenn du die eigenen und die Rollen der anderen kennst, kannst du Erwartungen klarer formulieren und blinde Flecken im Team aufdecken. Eine passende Übung dazu findest du hier.
- Rollenklärung zur Konfliktlösung einsetzen: Klemmt die Kommunikation, bleiben Aufgaben liegen oder häufen sich Konflikte? Ein Blick auf die Rollenverteilung zeigt oft, wo der Schuh drückt — und wie du durch Umverteilung, Coaching oder neue Teammitglieder gegensteuern kannst.
- Teamrollen als Führungs- und Entwicklungstool: Auch für Führungskräfte bieten die Rollen eine praktische Orientierung: Du kannst damit Stärken realistischer einschätzen, Aufgaben passgenau verteilen und die Entwicklung der Teammitglieder fördern.
Praxistipp: Du möchtest den Team gezielt weiterentwickeln oder suchst Impulse für deine Teamentwicklung?  Wir unterstützen dich mit Teamdiagnostik, Teamtrainings und Teamcoachings.
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Belbin-Rollen steigern nachweislich die Teamleistung
Die Studie von Aranzabal et al (2022) zeigt: Teams, die nach Belbin-Rollen gebildet wurden, schnitten in Projekten besser ab als Gruppen, die sich selbst zusammengestellt hatten.
Das Ergebnis:
- Bessere Noten bei Projekten und PrĂĽfungen
- Höheres Engagement und weniger Fehlzeiten
- Stärkere soziale Kompetenz und Motivation
- Weniger Konflikte und klarere Aufgabenverteilung
Ein klarer Beweis dafĂĽr, dass strukturierte Teambildung nach Belbin nicht nur fĂĽr bessere Ergebnisse sorgt, sondern auch die Zusammenarbeit und das Lernklima verbessert.
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Vorteile und Herausforderungen des Belbin-Modells
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Vorteile
- Schwächen ausgleichen: Im besten Fall gleichen sich die Schwächen der einen durch die Stärken der anderen aus.
- Mehr Verständnis: Teammitglieder entwickeln mehr Empathie für die Eigenheiten der anderen.
- Stärken sichtbar machen: Talente werden erkannt, gezielt eingesetzt — und gefeiert.
- Flexibel einsetzbar: Egal ob du ein neues Team aufstellst oder ein bestehendes reflektierst — das Modell hilft immer weiter.
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Herausforderungen
- Veränderung über die Zeit: Menschen entwickeln sich weiter — darum sollten Teamrollen regelmäßig reflektiert werden.
- Rollen werden oft missverstanden: Belbin meinte Rollen als dynamisches Verhalten — viele sehen sie fälschlich als feste Schublade.
- Nicht immer notwendig: Das Modell bringt vor allem dann Mehrwert, wenn im Team Unklarheiten oder Probleme auftauchen. Bei einem harmonischen Team, das gut zusammenarbeitet, ist es eher Bestätigung als Hilfe.
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Mehr zu den Vor- und Nachteilen des Belbin-Modells findest du auch hier.
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Fazit: Teamrollen bewusst nutzen - fĂĽr mehr Erfolg und Zufriedenheit im Team.
Der Erfolg eines Teams hängt weniger von den individuellen Titeln ab als von der gelungenen Mischung unterschiedlicher Verhaltensweisen. Das Belbin-Modell bietet hierfür eine wertvolle Landkarte, indem es neun Teamrollen in drei wesentliche Orientierungen unterteilt. So braucht jedes Team die handlungsorientierten Rollen wie den antreibenden Macher, um Pläne umzusetzen, die kommunikationsorientierten Rollen wie den diplomatischen Teamarbeiter, um den Zusammenhalt zu sichern, und die wissensorientierten Rollen wie den kreativen Neuerer, um neue Wege zu finden. Keine Rolle ist wichtiger als die andere. Die richtige Balance ist entscheidend.
Indem du diese Vielfalt an Stärken und zulässigen Schwächen in deinem Team erkennst und bewusst einsetzt, legst du den Grundstein für effektivere Zusammenarbeit, weniger Reibungsverluste und spürbar bessere Ergebnisse. Dieser Fokus auf die bewusste Gestaltung von Teamdynamiken ist auch ein zentrales Element von New Work, das auf Empowerment und die Entfaltung von Potenzialen setzt.
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FAQ - Häufig gestellte Fragen zu Teamrollen nach Belbin
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Welche Teamrollen gibt es nach Belbin?
Es gibt neun Rollen: Macher, Umsetzer, Perfektionist, Koordinator, Teamarbeiter, Wegbereiter, Neuerer, Beobachter und Spezialist. Jede bringt eigene Stärken und Schwächen mit.
Was bringt dir eine Teamzusammensetzung nach Belbin?
Die Forschung von Belbin hat klar gezeigt: Teams, die bewusst auf verschiedene Rollen setzen, erzielen bessere Ergebnisse. Wenn jede:r die eigenen Stärken und Schwächen kennt — und auch die der anderen — klappt die Zusammenarbeit deutlich besser. So kannst du von Anfang an ein Team zusammenstellen, das stabil, kreativ und effizient arbeitet.
Wo gibt es einen Test der Teamrollen nach Belbin?
Hier kannst du kostenlos einen Online-Test machen, um deine Rolle herauszufinden.
Können sich Teamrollen im Laufe der Zeit verändern?
Ja, auf jeden Fall! Teamrollen sind flexibel und hängen vom Kontext ab. Sie zeigen, wie du dich aktuell im Team verhältst, aber nicht, wie du "bist".
MĂĽssen in einem Team alle neun Rollen vertreten sein?
Nein. Wichtiger ist, dass die Rollen zur jeweiligen Aufgabe passen. Je nach Projekt können unterschiedliche Schwerpunkte sinnvoll sein.
WeiterfĂĽhrende Literatur / Links:
- Meredith Belbin: Management Teams: Why they succeed or fail. Oxford 1996 (1st Edition, 2003 als 2nd Edition), Butterworth Heinemann.
- Meredith Belbin: Team Roles At Work. Oxford 1993, Butterworth Heinemann.
- www.belbin.de
Bilder © Belbin