
Teamrollen nach Belbin
Was macht ein starkes Team wirklich aus? Der Schlüssel liegt oft in der richtigen Mischung der Persönlichkeiten. Das Belbin-Modell hilft dir dabei, genau diese Mischung zu erkennen - und bewusst zu nutzen. Es zeigt auf praktische Weise, wie du Teams so zusammenstellst, dass ihre Stärken richtig zur Geltung kommen und Schwächen sich gegenseitig ausgleichen. Hier erfährst du, wie das Modell funktioniert, welche Rollen es gibt und wie du es direkt in deinem Teamalltag einsetzen kannst — inklusive nützlicher Praxistipps!
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Key Facts zu den Belbin Teamrollen
- Entwickelt wurde das Modell von Dr. Meredith Belbin nach jahrelanger Forschung am Henley Management College. Bis heute gehört es zu den bekanntesten Methoden, um Teams besser zu verstehen.
- Belbin sieht Teamrollen als flexible Verhaltensmuster, die je nach Situation variieren können.
- Studien zeigen: Teams, in denen die Rollen klar verteilt sind, arbeiten schneller, effizienter und erzielen bessere Ergebnisse.
Was ist das Modell der Teamrollen nach Belbin?
Teams funktionieren dann am besten, wenn die individuellen Stärken der Mitglieder gezielt eingesetzt werden — nicht zufällig. Das Modell von Dr. Meredith Belbin bietet dir genau dafür eine praktische Orientierung. Es geht nicht um die klassische Jobbeschreibung oder den Titel, sondern darum, wie Menschen sich im Team verhalten und einbringen. Dieser Blickwinkel hilft dir, neue Teams von Anfang an ausgewogen aufzustellen oder bestehende Teams spürbar zu verbessern.
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Was meint Belbin mit "Teamrollen"? Und was nicht?
Belbin beschreibt Teamrollen als das, was du von außen beobachten kannst: Verhaltensmuster im Team, unabhängig von Fachwissen oder offizieller Position. Damit du den Unterschied besser verstehst, werden drei Begriffe klar voneinander getrennt:
- Teamrollen: Das Verhalten, das du im Team zeigst.
- Persönlichkeit: Deine stabilen Eigenschaften, die auch außerhalb der Arbeit wirken, z.B. ob du extrovertiert oder gewissenhaft bist.
- Position im Projekt: Deine formelle Rolle, z.B. als Projektleiter:in oder Entwickler:in.
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Eine Person kann also z.B. Projektleiter:in sein, dabei die Rolle des Koordinators einnehmen und eine extrovertierte Persönlichkeit haben.
Belbin unterscheidet insgesamt neun Rollen, die sich in drei Gruppen aufteilen: handlungs-,kommunikations- und wissensorientiert. Wenn in einem Team Stärken und Schwächen gut aufeinander abgestimmt sind, entsteht echte Team-Power. Ganz nach dem Motto: Nobody is perfect, but a team can be.
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Handlungsorientierte Teamrollen
- Macher (Shaper): Gibt Tempo vor, räumt Hindernisse aus dem Weg, bringt Schwung ins Team.
- Umsetzer (Implementer): Packt an, organisiert, sorgt für verlässliche Umsetzung.
- Perfektionist (Completer Finisher): Achtet auf Details, bringt Aufgaben ordentlich zum Abschluss.
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Kommunikationsorientierte Rollen
- Koordinator (Coordinator): Bringt das Team zusammen, fördert Zusammenarbeit, verteilt Aufgaben.
- Teamarbeiter (Teamworker): Achtet auf Harmonie, unterstĂĽtzt andere, vermeidet Konflikte.
- Wegbereiter (Resource Investigator): Netzwerker:in, entdeckt Chancen, bringt frische Ideen von auĂźen.
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Wissensorientierte Rollen
- Neuerer (Plant): Kreativkopf, denkt quer, findet ungewöhnliche Lösungen.
- Beobachter (Monitor Evaluator): Analytisch, sachlich, prĂĽft Ideen auf Herz und Nieren.
- Spezialist (Specialist): Bringt tiefes Fachwissen in einem bestimmten Bereich ein.
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Was bringt dir eine Teamzusammensetzung nach Belbin?
Die Forschung von Belbin hat klar gezeigt: Teams, die bewusst auf verschiedene Rollen setzen, erzielen bessere Ergebnisse. Wenn jede:r die eigenen Stärken und Schwächen kennt — und auch die der anderen — klappt die Zusammenarbeit deutlich besser. So kannst du von Anfang an ein Team zusammenstellen, das stabil, kreativ und effizient arbeitet.
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Stärken und Schwächen der einzelnen Teamrollen
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Handlungsorientierte Rollen
- Macher (Shaper)
  Stärken: Treibt an, packt an, will Ergebnisse.
  Schwächen: Neigt zu Provokation, ist schnell ungeduldig, kann konfrontativ sein. - Umsetzer (Implementer)
  Stärken: Strukturiert, organisiert, zuverlässig.
  Schwächen: Hält sich oft zu sehr an Regeln fest, tut sich schwer mit Veränderungen. - Perfektionist (Completer Finisher)
  Stärken: Präzise, qualitätsbewusst, sorgfältig.
  Schwächen: Kann zu kritisch sein, überarbeitet Aufgaben, gibt selten rechtzeitig ab.
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Kommunikationsorientierte Rollen
- Koordinator (Coordinator)
  Stärken: Sorgt für klare Abläufe, delegiert sinnvoll, hält das Team zusammen.
  Schwächen: Kann dominant wirken, manchmal selbstgefällig. - Teamarbeiter (Teamworker)
  Stärken: Empathisch, hilfsbereit, diplomatisch.
  Schwächen: Scheut Konflikte, trifft Entscheidungen nur zögerlich. - Wegbereiter (Resource Investigator)
  Stärken: Begeistert sich schnell, knüpft Kontakte, entdeckt Chancen.
  Schwächen: Lässt Aufgaben liegen, verliert leicht den Fokus.
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Wissensorientierte Rollen
- Neuerer (Plant)
  Stärken: Kreativ, ideenreich, denkt unkonventionell.
  Schwächen: Achtet wenig auf Details, schweift ab, ist manchmal schwer verständlich. - Beobachter (Monitor Evaluator)
  Stärken: Objektiv, analytisch, trifft überlegte Entscheidungen.
  Schwächen: Wirkt oft distanziert, kann demotivieren, wenig inspirierend. - Spezialist (Specialist)
  Stärken: Bringt tiefes Wissen ein, engagiert sich für sein Fachgebiet.
  Schwächen: Fokussiert sich zu sehr auf sein Spezialthema, wenig Interesse an anderem.

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Wenn du herausfinden willst, welche Rolle du gerade im Team einnimmst, dann probiere doch den Teamrollentest.
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Wie kannst du die Teamrollen nach Belbin praktisch nutzen?
Du kannst das Rollenmodell nach Belbin in unterschiedlichen Kontexten nutzen: Beim Aufbau neuer Teams, zur Rollenklärung in bestehenden Teams und für die zielgerichtete Weiterentwicklung eurer Zusammenarbeit.
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Beim Aufbau neuer Teams
Ein ausgewogenes Team ist der erste Schritt zu erfolgreicher Zusammenarbeit. Das Belbin-Modell hilft dir, schon frĂĽh die richtigen Verhaltensmuster fĂĽr eine Aufgabe zu erkennen.
- Rollen passend zur Aufgabe festlegen: Überlege schon in der Planungsphase, welche Stärken für das Projekt wichtig sind. Es müssen nicht immer alle neun Rollen vertreten sein — entscheidend ist, dass Kreativität, Umsetzung und Reflexion im Gleichgewicht stehen.
- Teams nach Rollenprofilen zusammenstellen: Neben den fachlichen Qualifikationen solltest du auch auf die Teamrollen der Kandidat:innen achten. So kannst du Teams zusammenstellen, die sich optimal ergänzen.
- Transparenz durch Rollenklarheit schaffen: Besprecht die Rollen im Team offen, zum Beispiel in einem Kick-off-Workshop. Das schafft Vertrauen, vermeidet Missverständnisse und sorgt für ein stabiles Fundament der Zusammenarbeit.
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In bestehenden Teams
Auch eingespielte Teams profitieren von der Reflexion ihrer Rollen — besonders wenn es hakt oder sich Veränderungen ankündigen.
- Mit Rollenklärung die Zusammenarbeit verbessern: Wenn du die eigenen und die Rollen der anderen kennst, kannst du Erwartungen klarer formulieren und blinde Flecken im Team aufdecken. Eine passende Übung dazu findest du hier.
- Rollenklärung zur Konfliktlösung einsetzen: Klemmt die Kommunikation, bleiben Aufgaben liegen oder häufen sich Konflikte? Ein Blick auf die Rollenverteilung zeigt oft, wo der Schuh drückt — und wie du durch Umverteilung, Coaching oder neue Teammitglieder gegensteuern kannst.
- Teamrollen als Führungs- und Entwicklungstool: Auch für Führungskräfte bieten die Rollen eine praktische Orientierung: Du kannst damit Stärken realistischer einschätzen, Aufgaben passgenau verteilen und die Entwicklung der Teammitglieder fördern.
Praxistipp: Du möchtest den Team gezielt weiterentwickeln oder suchst Impulse für deine Teamentwicklung? Dann wirf mal einen Blick hier rein. Wir unterstützen dich mit Teamdiagnostik, Teamtrainings und Teamcoachings.
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Belbin-Rollen steigern nachweislich die Teamleistung
Die Studie von Aranzabal et al (2022) zeigt: Teams, die nach Belbin-Rollen gebildet wurden, schnitten in Projekten besser ab als Gruppen, die sich selbst zusammengestellt hatten.
Das Ergebnis:
- Bessere Noten bei Projekten und PrĂĽfungen
- Höheres Engagement und weniger Fehlzeiten
- Stärkere soziale Kompetenz und Motivation
- Weniger Konflikte und klarere Aufgabenverteilung
Ein klarer Beweis dafĂĽr, dass strukturierte Teambildung nach Belbin nicht nur fĂĽr bessere Ergebnisse sorgt, sondern auch die Zusammenarbeit und das Lernklima verbessert.
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Vorteile und Herausforderungen des Belbin-Modells
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Vorteile
- Schwächen ausgleichen: Im besten Fall gleichen sich die Schwächen der einen durch die Stärken der anderen aus.
- Mehr Verständnis: Teammitglieder entwickeln mehr Empathie für die Eigenheiten der anderen.
- Stärken sichtbar machen: Talente werden erkannt, gezielt eingesetzt — und gefeiert.
- Flexibel einsetzbar: Egal ob du ein neues Team aufstellst oder ein bestehendes reflektierst — das Modell hilft immer weiter.
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Herausforderungen
- Veränderung über die Zeit: Menschen entwickeln sich weiter — darum sollten Teamrollen regelmäßig reflektiert werden.
- Rollen werden oft missverstanden: Belbin meinte Rollen als dynamisches Verhalten — viele sehen sie fälschlich als feste Schublade.
- Nicht immer notwendig: Das Modell bringt vor allem dann Mehrwert, wenn im Team Unklarheiten oder Probleme auftauchen. Bei einem harmonischen Team, das gut zusammenarbeitet, ist es eher Bestätigung als Hilfe.
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Mehr zu den Vor- und Nachteilen des Belbin-Modells findest du auch hier.
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Fazit: Teamrollen bewusst nutzen - fĂĽr mehr Erfolg und Zufriedenheit im Team.
Starke Teams entstehen nicht zufällig, sondern durch den bewussten Einsatz unterschiedlicher Stärken und Perspektiven. Das Belbin-Modell hilft dir, diese Vielfalt zu erkennen, zu nutzen und Teams so zu entwickeln, dass alle an einem Strang ziehen.
Auch Management-Experte Jurgen Appelo zeigt, wie wichtig Zufriedenheit, Wertschätzung und die richtige Mischung im Team sind. Sein Motto: Glückliche Teams arbeiten nicht nur erfolgreicher, sondern auch menschlicher.
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FAQ - Häufig gestellte Fragen zu Teamrollen nach Belbin
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Welche Teamrollen gibt es nach Belbin?
Es gibt neun Rollen: Macher, Umsetzer, Perfektionist, Koordinator, Teamarbeiter, Wegbereiter, Neuerer, Beobachter und Spezialist. Jede bringt eigene Stärken und Schwächen mit.
Wo gibt es einen Test der Teamrollen nach Belbin?
Hier kannst du kostenlos einen Online-Test machen, um deine Rolle herauszufinden.
Können sich Teamrollen im Laufe der Zeit verändern?
Ja, auf jeden Fall! Teamrollen sind flexibel und hängen vom Kontext ab. Sie zeigen, wie du dich aktuell im Team verhältst, aber nicht, wie du "bist".
MĂĽssen in einem Team alle neun Rollen vertreten sein?
Nein. Wichtiger ist, dass die Rollen zur jeweiligen Aufgabe passen. Je nach Projekt können unterschiedliche Schwerpunkte sinnvoll sein.
WeiterfĂĽhrende Literatur / Links:
- Meredith Belbin: Management Teams: Why they succeed or fail. Oxford 1996 (1st Edition, 2003 als 2nd Edition), Butterworth Heinemann.
- Meredith Belbin: Team Roles At Work. Oxford 1993, Butterworth Heinemann.
- www.belbin.de
Bilder © Belbin